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Spitzbergen 2024 – Ein besonderes Abenteuer mit der POLARIS (Teil 3)

von Guido Dwersteg

Der Morgen nach unserer Ankernacht im Hornsund ist ungemütlich. Zumindest an Deck, denn dort weht es spürbar aus Südwest und aus den tief hängenden Wolken fällt immer wieder Regen und Graupel. Wo gestern noch gute Sicht herrschte, können wir heute nur noch Umrisse der steilen Bergkämme und Gletscher erkennen. „Morgen“ ist übrigen relativ, denn im Grunde ist es ja nie wirklich dunkel geworden. Die aktuelle Tageszeit kann man so nur schlecht „spüren“. Es bedarf schon dem regelmäßigen Blick auf die Uhr, um nicht völlig den Überblick zu verlieren. Dann also lieber erst mal unter Deck bleiben wo es muckelig warm ist und das Frühstück langsam Gestalt annimmt.

Dick eingepackt geht es dann Anker auf. Dazu postieren wir eine Person am Bug, die dem Rudergänger per Handzeichen über Richtung und Spannungszustand der Kette informiert. Idealerweise soll unser schweres Geschirr nämlich ohne großen Widerstand geborgen werden, nicht zuletzt um weitere Probleme mit der Winde zu vermeiden. Dieses mal klappt es dann auch besser. Nur einmal verabschiedet sich die Winde kurz in eine Erholungspause, dass Grundeisen ist allerdings schon frei und so können wir unsere Ankerbucht sicher verlassen.

Je weiter sich der Sund dann öffnet umso stärker wird die Brise. Genau auf der Nase steht der eiskalte Wind jetzt und peitscht uns den Graupelregen ins Gesicht. Wie kleine feine Nadelstiche fühlt sich das an, wobei die Kälte ihr übriges tut. Also bauen wir dann doch schnell das Bimini auf. Das bringt zwar nur leichte Linderung, denn der Minihagel kommt mittlerweile mehr waage- als senkrecht von vorne, aber ein wenig Schutz bittet das großflächige Dach dann doch. Am Ende setze ich mir sogar meine Skibrille auf, um gegen den unangenehmen Niederschlag besser sehen zu können. Denn nicht nur in unserer Ankerbucht, sondern auch hier im weiten Sund treiben immer wieder Eisschollen herum. Trifft man eine solche Scholle (oder auch Growler), kann das schon ganz schön scheppern. Das Gletschereis von dem die kleinen Eisberge stammen ist nämlich uralt und sehr hart. Und auch das Gewicht der Schollen ist nicht unterschätzen, gerade weil man über Wasser nur einen kleinen Teil der Gesamtmasse erahnen kann.

Ungefähr auf halber Strecke brüllt Marco dann wie von der Tarantel gestochen los. Er hat einen Wal gesehen, der uns nur wenige Meter entfernt an Steuerbord überholt. Wahsinn! Als dann alle endlich Ihre Kameras gezückt haben, ist er natürlich wieder verschwunden; war ja klar :-). Beeindruckend und schön war es trotzdem. Kurz darauf knarzt es dann im Funk und eine uns bislang unbekannte Yacht ruft die POLARIS. Als wir antworten meldet sich ein französischer Skipper der uns von seinem Ankerplatz am Nordufer des Sundes aus hat vorbeifahren sehen. Kurz unterhalten wir uns über das Wetter und die anstehenden Pläne, bevor wir den Kontakt wieder verlieren und weiter Richtung See fahren.

Etwa zwei Stunden braucht es am Ende, bis wir die offene See erreichen und Kurs Nordwest anlegen können. Das Wetter hat sich mittlerweile etwas gebessert. Die tiefen Wolken verziehen sich langsam und der kalte Eisregen hat auch aufgehört. Endlich können wir die Segel setzen, um die verbleibenden gut 50 Seemeilen in Angriff zu nehmen. Ziel ist der riesige Bellsund, wo wir uns einen schönen geschützten Ankerplatz auf der Karte markiert haben. Das mit dem Ankern wird für die nächsten Wochen unser Standard für Stopps und Pausen sein, denn Häfen oder gar Marinas gibt es hier nur sehr selten. Entlang der faszinierenden Berg- und Gletscherwelt Spitzbergens geht es jetzt weiter nach Nordwesten. Das sonnige Wetter und auch die moderaten Seegangsverhältnisse sorgen dabei für gute Stimmung an Bord. Auch die Backschaft läuft mittlerweile schnell und routiniert ab. Es ist immer wieder schön mitzuerleben, wie aus einem Haufen eigentlich fremder Menschen mit der Zeit ein funktionierendes Team wird.

Auch die Einfahrt in den Bellsund ist spektakulär. Im Grunde warten hinter jeder Ecke ein neues Highlight. Gute 10 Meilen geht es nun in den Sund hinein. Hierzu nutzen wir die Maschine. Zu unstet und wechselhaft sind die Winde hier. Bevor wir unseren heutigen Ankerplatz anfahren, unternehmen wir noch einen Abstecher zu einer imposanten Gletscherfront unmittelbar vor uns. Und je näher wir der Eiswand kommen, umso kühler wird es. Wie ein riesiger Kühlschrank sorgt der Gletscher quasi für sein eigenes Mikroklima. Die mitgebrachte Drohne wird nun zum ersten mal von Gunter gestartet und liefert weitere faszinierende Ein- und Aussichten. Gut geschützt lassen wir dann am Abend in der Vestervagen Bucht den Anker fallen. Zeit für ein Landungsbier und ein leckeres Abendessen. Was für ein grandioser Tag. Nächster Halt: Longyearbyen.

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17. September 2024 Reisebericht