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Spitzbergen 2024 – Ein besonderes Abenteuer mit der POLARIS (Teil 2)

von Guido Dwersteg

Kurz vor der Zufahrt in die südöstlich gelegene Ankerbucht der Bäreninsel bargen wir die Segel und machten uns klar für das bevorstehende Manöver. Der Wind blies auch hier noch immer mit guten 20 Knoten, was nicht nur für ordentlich Schwell in der Bucht, sondern auch unangenehm kalte Temperaturen sorgte. Auf etwa 15-20 Meter Wassertiefe fiel dann der Anker. Unser 55 Kilo ROCNA ist für solche Bedingungen genau das richtige Eisen. Er gräbt sich schnell und zuverlässig ein und sorgt zusammen mit der 10 mm Kette (in diesem Fall gute 70 Meter) für sicheren Halt. Wirklich ruhig war der Ankerplatz trotzdem nicht. Der Schwell rollte doch weit in die Bucht hinein und wurde zudem von den umliegenden Felsen immer wieder auf uns zurückgeworfen. Eigentlich sollte man bei solchen Bedingungen nicht unbedingt ankern. Jedoch wollten Crew und Skipper mal eine etwas längere Pause und auch ein kühles Landungsbier hatten wir uns nach den gut 50 Stunden Fahrt hierher verdient. Die dramatisch schroffe Steilküste um uns herum entschädigte uns zusätzlich für die zurückliegenden Anstrengungen. Steile Felswände mit teils kunstvoll anmutenden Formationen vermittelten uns einen ersten Eindruck über die zunehmend raue Natur des Nordens. Kurze Zeit später lagen dann alle friedlich in ihren Kojen, der Ankeralarm lief und wir konnten etwas neue Energie tanken.

Am nächsten Morgen sah die Welt dann auch schon wieder anders aus. Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit etwas beruhigt und die 6 Stunden Schlaf hatten für neuen Elan gesorgt. Nach einem ordentlichen Frühstück ging es dann Anker auf. Leider nicht ganz ohne Probleme, denn unsere Ankerwinde stieg auf den letzten Metern des Bergemanövers wegen vermeintlicher Überhitzung aus. Dicht unter Land natürlich eine denkbar ungünstige Situation. Mit vereinten Kräften konnten wir den Anker dann aber mithilfe eines zusätzlichen Falls, einer Kettenkralle und den elektrischen Winschen des Cockpits bergen und sichern. Kurze Zeit später lief dann auch wieder die herkömmliche Ankerwinde (natürlich :-)). Trotzdem nahmen wir uns für die kommenden Tage vor, dem Problem näher auf den Grund zu gehen.

Um die Südostspitze der Bäreninsel herum legten wir jetzt Kurs Nord an. Für etwa 10 Meilen segelten wir entlang der faszinierend schönen Küstenlandschaft. Mit unseren Ferngläsern hielten wir dabei Ausschau nach Seevögeln, Robben und anderem Getier. Im Nordosten der Insel konnten wir dann sogar einige verwitterte Gebäude an Land ausmachen. Laut Revierführer eine Wetterstation die das ganze Jahr besetzt ist und in der unter anderem Klimaforschung betrieben wird. In der weitläufigen Bucht davor gibt es einen weiteren Ankerplatz, der allerdings auch recht offen liegt und damit nur bei ruhigen Bedingungen eine Alternative ist. Dafür ist hier das anlanden anders als in der urigen Bucht südlich einfacher möglich. Wir wollten allerdings weiter und die nach wie vor guten Segelbedingungen mit 5-6 Windstärken aus Südwest für uns nutzen.

Kurz vor der Nordostspitze des Eilandes quäkte es dann auf dem Funk. Eine offenbar russische Männerstimme unterhielt sich mit einem anderen Schiff. Kurze Zeit später passierten wir dann auch einen riesigen russischen Fischtrawler, der hier vor Anker lag. Auf dem AIS konnten wir zudem weitere russische Schiffe beobachten, die nicht weit von uns auf gute Beute spekulierten. Nur eine gute Stunde später verschwand die Küste der Bäreninsel bereits hinter uns im dunstigen Nebel und wir waren fortan wieder allein auf hoher See unterwegs. Noch einmal gute 130 Seemeilen lagen nun vor uns, bevor wir den südlichsten Zipfel des Spitzbergen Archipels erreichen sollten. Unsere Gäste hatten sich derweil gut an den Seegang und die kalten Temperaturen gewöhnt. Mit regelmäßigen Mahlzeiten und unserem ersten selbst gebackenen Brot wurde zusätzlich für das leibliche Wohl und gute Stimmung gesorgt.

Nach etwa 22 Stunden war es dann soweit. Am Horizont schräg vor uns tauchten die ersten schneebedeckten Gipfel Spitzbergens auf. Auf dem Radar hatten wir bereits Stunden zuvor die ersten Echos beobachtet. Allerdings war die Sicht aufgrund des Nebels und der tief hängenden Wolken so weit eingeschränkt, dass wir den ersten richtigen Blickkontakt erst jetzt genießen konnten. Trotzdem ein fantastisches Gefühl. Wir waren von Tromsø bis hinauf nach Spitzbergen gesegelt. Die GPS Koordinaten auf unseren Instrumenten zeigten mittlerweile eine geografische Höhe von 76 Grad und 37 Minuten Nord. Schon ganz schön weit oben aber noch längst nicht das Ende unserer Reise.

Mit respektvollem Abstand zur Küste segelten wir nun weiter nordwärts. Es ist natürlich verlockend hier näher unter Land zu fahren, allerdings ist hier Vorsicht geboten. Denn zum einen stimmen die Seekarten nicht immer genau bzw. haben hie und da einige „blinde Flecken“. Darüber hinaus gibt es hier selbst weit vor der Küstenlinie zahlreiche Felsen dicht unterhalb der Wasseroberfläche.

Unser erstes Ziel auf Spitzbergen sollte der Hornsund sein. Quasi der erste große Fjord der Westküste und laut Revierinfo ein vielversprechender Platz. Und obwohl man durch die Landsichtung schnell das Gefühl hatte schon bald da zu sein, waren es doch noch einmal gute 50 Seemeilen, bis wir mit der Treskelbukta unseren finalen Ankerplatz erreicht hatten. Zuvor konnten wir die zunehmend dichter vorbeiziehenden Berge, Schnellfelder und auch erste Gletscher bestaunen. Genau die richtige Kulisse für die nach wie vor kalten Temperaturen. Aber wir hatten auch mit nichts anderem gerechnet. Unzählige Fotos und kurze Videos wurden nun geschossen. Am dieses mal sehr ruhigen Ankerplatz kam dann später sogar die Sonne heraus. Im Cockpit sitzend freuten wir uns über die gelungene Überfahrt und die allgemeine Müdigkeit war nach einem Landungsbier samt Abendessen schnell vergessen. Um uns herum lagen jetzt sonnenbeschienene Gebirgszüge, Geröllfelder und am Horizont riesige Gletscherzungen, die teils bis in der See hinabreichten. Morgen sollte es nun weiter nach Norden gehen, genauer gesagt in den nächsten, nördlich von uns gelegenen, Bellsund. Ob wir hier vielleicht auf unseren ersten Eisbär treffen werden ?

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6. September 2024 Reisebericht